Wir nehmen Datenschutz ernst!
Unsere Seiten nutzen in der Grundeinstellung nur technisch-notwendige Cookies. Inhalte Dritter (YouTube und Google Maps) binden wir erst nach Zustimmung ein.
Cookie-Einstellungen | Impressum & Datenschutz
Gentechnisch veränderte Pflanzen werden seit den 1990er Jahren in der Landwirtschaft genutzt. Die Forschung am Erbgut von Pflanzen und Tieren begann aber schon Jahrzehnte vorher. Fast genauso alt wie die Gentechnik ist die Kritik an dieser Technologie und ihren Auswirkungen auf Lebewesen und Umwelt.
Der Mönch Gregor Mendel erkannte 1865 durch Kreuzungsexperimente mit Erbsen die grundlegenden Gesetzmäßigkeiten der Vererbung. Vier Jahre später fand der Schweizer Chemiker Friedrich Miescher in Eiter eine klebrige Substanz und nannte sie Nuklein. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts entschlüsselten Wissenschaftler den Aufbau der vier Nukleinbasen Guanin, Adenin sowie Thymin und Cytosin. Ein Kohlenhydrat und Phosphorsäure wurden als weitere Bausteine der Nukleinsäure benannt. Schließlich identifizierte der Biochemiker Phoebus Levene 1929 den Zuckeranteil und gab der Säure ihren heutigen Namen: Desoxyribonukleinsäure, auf englisch als DNA abgekürzt. In den 50er und 60er Jahren schließlich entschlüsselten die Forschenden die Doppelhelix-Struktur der DNA, erkannten sie als die eigentliche Erbsubstanz und beschrieben in groben Zügen das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten des Erbguts.
Bis dahin handelte es sich um Genetik, also Vererbungslehre, und die Forschung half zu verstehen, wie Vererbung abläuft. Auf ihren Erkenntnissen baute die Molekularbiologie auf. Sie beschäftigt sich auf der Ebene der Moleküle mit Struktur und Funktion von DNA und ihrem Botenstoff RNA (Ribonukleinsäure). Die Forschenden entwickelten Methoden, um DNA zu entziffern (Sequenzierung, 1975), sie mit Enzymen gezielt zu zerschneiden (1969) oder mit Hilfe der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) zu vervielfältigen (1983).
Mit dem Wissen über die Bedeutung einzelner Erbgutabschnitte und den vorhandenen Werkzeugen begannen Wissenschaftler*innen, gezielt in das Erbgut von Mikroorganismen, Pflanzen, Tieren und Menschen einzugreifen. Das erste gentechnisch veränderte Bakterium entstand 1973 und gilt als Geburtsstunde der Gentechnik. Wenige Jahre später stellte ein Bakterium erstmals ein menschliches Protein her. 1977 gelang es zwei Belgiern, mit einem Bakterium Gene in eine Pflanze zu schleusen, das war der Beginn der Agro-Gentechnik. Mit Insulin kam 1982 das erste gentechnisch hergestellte Medikament auf den Markt. 1986 fand der weltweit erste Freilandversuch mit einer gentechnisch veränderten Pflanze statt und 1988 folgte die Krebsmaus als patentiertes Versuchstier für die Forschung. Mit dem großflächigen Anbau transgener Pflanzen von Monsanto ab 1996 wurde aus der Gentechnik endgültig ein Wirtschaftszweig. Mit der Entwicklung der neuen gentechnischen Verfahren (NGT) wie dem 2012 vorgestellten Crispr/Cas hat sich das Tempo noch einmal deutlich erhöht.
2018 Der Chemiekonzern Bayer darf für 63 Milliarden US-Dollar die Aktien des amerikanischen Saatgutherstellers Monsanto kaufen. Alle Kartellbehörden haben mit wenigen Auflagen zugestimmt.
2018 Einem Wissenschaftler-Team des Londoner Imperial College ist es erstmals gelungen, einen im Käfig gehaltenen Moskitobestand mithilfe gentechnischer Veränderungen und einem Gene Drive als Beschleuniger auszurotten.
2019 Weltweit werden nach Angaben der Industrie rund 200 Millionen Hektar mit gentechnisch veränderten Pflanzen bebaut, der größte Anteil wächst in Nord- und Südamerika.
2019 Die USA erlauben die Vermarktung genomeditierter Pflanzen ohne Risikoprüfung und erlassen erstmals Regeln, wie Lebensmittel mit gentechnisch veränderten Zutaten zu kennzeichnen sind.
2020 Als erstes Land der Welt hat Argentinien einen gentechnisch veränderten Weizen für den kommerziellen Anbau zugelassen.
2020 Emmanuelle Charpentier und Jennifer Doudna haben für die Entwicklung der Gen-Schere Crispr/Cas9 den Nobelpreis für Chemie erhalten.
2021 Japanische Wissenschaftler haben eine Tomate mit einem besonders hohen Gehalt des Botenstoffes Gamma-Aminobuttersäure (GABA) hergestellt.
2021 Die Europäische Kommission macht in einer Untersuchung über neue gentechnische Verfahren deutlich, dass sie das EU-Gentechnikrecht zugunsten solcher Eingriffe überarbeiten will.
2022 Erstmals werden in mehreren EU-Staaten Crispr-Pflanzen in Feldversuchen angebaut. Es handelt sich dabei um Mais, Brokkoli, Gerste und Kartoffeln.
2022 Der Agrarkonzern Corteva (früher Dow, DuPont und Pioneer) hat weltweit rund 1.430 Patente auf Pflanzen angemeldet, die mit neuen gentechnischen Verfahren hergestellt wurden. Auf Platz zwei liegt Bayer mit 119 Patenten.
2023 Erstmals pflanzt ein US-Unternehmen in großem Stil gentechnisch veränderte Pappeln in freier Natur. Sie sollen mehr Biomasse erzeugen und damit mehr Kohlendioxid binden.
2023 England und Kanda weichen ihr Gentechnikrecht für mit Crispr&Co geänderte Pflanzen auf.
2023 Die EU-Kommisison legt einen Verordnungsvorschlag vor, mit dem sie die meisten mit neuen gentechnischen Verfahren erzeugten Pflanzen künftig aus dem Gentechnikrecht herausnehmen will. Sie sollen ohne Risikoprüfung und Kennzeichnung auf den Markt kommen.
2018 Industriell gefertigte Tortillas in Mexiko sind häufig mit gentechnisch verändertem Mais verunreinigt und mit Glyphosat belastet. Das stellten mexikanische Wissenschaftler in einer Studie fest.
2018 In der kanadischen Provinz Alberta fanden die Behörden herbizidresistenten Weizen. Das darin festgestellte Erbgut hatte der Konzern Monsanto im Jahr 2000 in Feldversuchen in Kanada getestet.
2018 Blattproben zeigten, dass auf der Hälfte der damit untersuchten Felder in der Ukraine illegalerweise gentechnisch veränderte Soja angebaut wurde.
2018 In zehn Bundesländern haben Landwirte Winterraps von Monsanto ausgesät, der Spuren einer gentechnisch veränderten Sorte enthielt.
2019 Unter anderem in den USA, Mexiko, Kanada und Australien breiten sich gentechnisch veränderte Pflanzen unkontrolliert in der Umwelt aus.
2019 Bei Sortenversuchen eines Saatgutunternehmens wurde in sieben Bundesländern gentechnisch verunreinigter Raps der Monsanto-Marke Dekalb ausgesät.
2019 Auf einem unbepflanzten Feld im US-Bundesstaat Washington wurde gentechnisch veränderter Weizen MON 71800 gefunden.
2020 Gentechnisch verunreinigtes Saatgut für einen Speisemais wurde in insgesamt sieben europäische Länder verkauft.
2020 In der Leinsamen-Ernte eines baden-württembergischen Landwirts fanden die Behörden den Gentechnik-Leinsamen FP 967, auch Triffid genannt. Er war zuletzt 2009 aufgetaucht und sorgte damals für Rückrufaktionen in insgesamt 28 Ländern.
2022 Traditionelle Maissorten in Brasilien sind großflächig mit dem Erbgut gentechnisch veränderter (gv) Maissorten verunreinigt. Wissenschaftler der brasilianischen Agrarforschungsbehörde Empraba fanden gv-Erbgut in einem Drittel von gut 1000 untersuchten Proben.
2023 Zweimal fanden deutsche Behörden Nudeln mit illegalem, gentechnisch verändertem Reis. Die Verbraucher*innen erfuhren nichts von den Funden.
2018 In den USA verurteilt die erste Jury den Bayer-Konzern zu Schadenersatz an einen Krebskranken, der das glyphosathaltige Herbizid Roundup für sein Leiden verantwortlich machte. Es folgte ein Klagewelle, die den Konzern bisher mehr als zehn Milliarden Euro gekostet hat.
2019 Eine PR-Agentur im Auftrag der Bayer-Tochter Monsanto sammelte in mindestens sieben europäischen Ländern Daten von kritischen Journalisten, Politikern und anderen Interessengruppen.
2019 Das südafrikanische Landwirtschaftsministerium hat den kommerziellen Anbau der angeblich trockentoleranten Maislinie MON87460 x MON89034 x NK603 von Monsanto nicht genehmigt. Die Begründung: Der Gentech-Mais bringe den Landwirten keinen zusätzlichen Nutzen.
2020 In einer Studie des Bundesumweltministeriums sprachen sich mehr als 80 Prozent der Deutschen dafür aus, gentechnisch veränderte Pflanzen und Tiere in der Landwirtschaft zu verbieten.
2021 Mexiko verbietet Gentech-Mais und Glyphosat ab 2024, hebt das Verbot aber auf Druck der USA 2023 in weiten Teilen wieder auf.
2021 Die indische Lebensmittelbehörde FSSAI hat vorgeschrieben, dass Importeure für 24 wichtige Agrarrohstoffe nachweisen müssen, dass sie gentechnikfrei sind.
2021 In Peru bleibt es bis Ende 2035 verboten, gentechnisch veränderte Pflanzen (GVO) zu importieren oder anzubauen. Das Parlament verlängerte das 2021 auslaufendes Moratorium um weitere 15 Jahre.
2021 Eine breite Koalition von 162 Organisationen forderte die EU-Kommission auf, Pflanzen und Tiere, die mit neuen gentechnischen Methoden verändert wurden, auch in Zukunft strikt zu regulieren.
2022 Fast 300.000 Bürger*innen der EU) haben den Appell der Kampagne „Stop Gene Drives“ unterschrieben. Ein Bündnis von 50 Organisationen sammelte europaweit 420.757 Unterschriften gegen die geplante Lockerung des EU-Gentechnikrechts.
2023 Die kenianische Regierung ist vorerst vor Gericht mit ihrem Versuch gescheitert, den bisher verbotenen Import von gentechnisch verändertem Mais zu erlauben.
Zuletzt aktualisiert: Januar 2024